• 06.07.2022

Einblicke in Corries dunkelste Stunden

Dass die Namensgeberin unserer Schule, Corrie ten Boom, im nur etwa eine Stunde von Berlin entfernten früheren KZ Ravensbrück in Fürstenberg/Havel gemeinsam mit ihrer Schwester schwere Zeiten durchleben musste, veranlasste uns dazu, eben diesen auf die Spur zu gehen und uns intensiv mit Corrie und ihrer Gefangenschaft auseinanderzusetzen.

Dazu kamen wir an einem Tag zusammen und bereiteten in Gruppen Referate zu verschiedenen Themen vor, beispielsweise zur Ankunft der Häftlinge im Lager, zur Rolle der Anwohner von Fürstenberg oder zu den Berichten aus Corries Biografie „Die Zuflucht“. Am zweiten Tag des Projekts reisten wir dann mit 23 Schülerinnen und Schülern in einem völlig überfüllten Zug zur Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, wo wir zunächst die vorbereiteten Referate anhörten. Die Einblicke, die wir dadurch erhielten, waren aufwühlend und erschreckend, durch die Perspektive der immer fest auf Gott vertrauenden Corrie aber auch hoffnungsvoll und tief bewegend. Als ergreifender Moment bleibt in Erinnerung, wie Herr Glaum nach einem Referat über die grausamen Taten der Aufseherinnen und Aufseher im Lager aus Corries Ausführungen vorlas, in denen sie beschreibt, wie sie Jahre nach ihrer Inhaftierung mit Gottes Hilfe einem Aufseher vergeben konnte, der ihr, ihrer Schwester und den anderen Gefangenen auf schreckliche und demütigende Weise das Leben schwergemacht hatte.

Mit dieser Erinnerung an Gottes Kraft begaben sich die Schülerinnen und Schüler auf selbstständige Erkundungstour durch das ehemalige Konzentrationslager für Frauen, in dem es in einigen Gebäuden informative Ausstellungen und Räume des Gedenkens gibt, die von Vertretern aus vielen unterschiedlichen Nationen gestaltet sind. Das Gelände selbst gibt mit Hilfe vieler Informationstafeln Aufschluss darüber, welch tiefes Leid unzähligen Menschen vor nicht einmal hundert Jahren an diesem Ort zugefügt wurde.

Von einem schönen Ausflug lässt sich also nicht sprechen, wohl aber von einem eindrücklichen, mahnenden und hoffentlich lehrreichen Projekt zu Corrie ten Boom und einer prägenden Episode ihres Lebens.

Samuel Adler, Schulleiter der Corrie-ten-Boom-Schule, Prenzlauer Berg

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